Nördlichster Reisepunkt: Andenes
Andøya ist die nördlichste Insel der Vesterålen. Landschaftlich lockt sie mit traumhaften Sandstränden entlang der steinigen Küstenlinie, ausgedehnten Moorflächen und schroffen Bergen. Doch neben der kargen Schönheit unberührt wilder Natur zieht uns noch ein ganz anderer, erstaunlicher Kontrast auf das Eiland: Modernste Weltraumtechnologie zwischen Fischerhütten und Walsafari-Tourismus. Krass, oder?
Wir überqueren die Meerenge Risøysundet zwischen den Inseln Andøya und Hinnøya über die Andøy-Brücke und fahren dann auf der Fv974 an der westlichen Küstenstraße Richtung Andenes. Auf Höhe der kleinen Insel Børvågsholmen legen wir eine Rast ein, schlendern durch trockene Büschel kniehohen Grases bis vor zum steinigen Strand. Wir schrecken einen Schneehasen auf. Er springt unter einem Felsen hervor, sprintet über den Strand, schlägt Haken und verschwindet schließlich zwischen Steinen und Gras. Tamsin nimmt natürlich gleich Spur auf und rennt in blinder Begeisterung hinterdrein. Doch es dauert nicht lang bis sie die Sinnlosigkeit ihrer Verfolgung einsieht und sich ihrer neuen Entdeckung widmet: den blitzblanken Knochen eines zerfallenen Rentiergerippes, so zumindest unsere laienhafte Vermutung.
Kunst am Klo 😉
Am Rastplatz Bukkekjerka bewundern wir das verspiegelte Toilettenhäuschen zwischen den klaren, geraden Linien seinen puristischen Betonzuhauses beinahe ebenso sehr wie die Aussicht auf das Meer. Faszinierend wie es den Morfeus Arkitekter gelungen ist, so einen krassen Gegensatz zum natürlichen Chaos drumherum schaffen und es gleichzeitig über das Spiegelbild der Landschaft wie selbstverständlich in seine natürliche Umgebung einzubetten.
Der Bleiker Traumstrand
Der kleine Fischerort Bleik ist malerisch gelegen. Wir parken in der Nähe des Campingplatzes und freuen uns über das glückliche Timing, das uns ein Sonnenfenster für einen wunderbar ausgelassenen Strandspaziergang beschert, an dem für mich schönsten Sandstrand Vesterålens. Fast haben wir den breiten Strand für uns allein. Tamsin prescht dahin, flüchtet vor den Wellen – typisch Wasserhund 😉 – , lässt den Sand unter den Pfoten hochfliegen, und wir genießen ihre Ausgelassenheit, die Wintersonne im Gesicht, das Rauschen des Meeres, … Herrlich! Selbst bei Temperaturen um Null Grad oder vielleicht gerade dann, wenn man bedenkt wie bevölkert der Strand im Sommer wäre. 😉
Andøya Spaceport
Vorbei am Vogelfelsen Bleiksøya, der vor allem für seine Papageientaucher bekannt ist, erhaschen wir einen Blick auf die norwegische Zukunft der Raumfahrt, die Baustelle des neuen Raketenstartplatzes – die erste Forschungsrakete wurde hier bereits 1962 abgeschossen – für den geplanten norwegischen Weltraumbahnhof. Mitten in die zerklüftete Küste hinein bereiten Bagger das Fundament der kreisrunden Startplattform. Ein Schild am Straßenrand kündigt den Andøya Spaceport an, der 2025 fertiggestellt werden soll. Ein zukunftsweisender Ort für die Weltraumambitionen Europas!
Touristenattraktion Space Center
Andenes ist ein 2500 Seelen-Ort – mit einem hervorragend ausgebauten Flughafen – an der Nordspitze Andøyas. Neben dem Andenes Fyr, dem berühmten roten Leuchtturm, ist die größte Touristenattraktion das norwegisches Walzentrum. Von dort starten täglich Walsafaris zur Beobachtung der ganzjährig hier lebenden Pottwale. Und, wie bereits erwähnt, gibt es hier auch das Raumschiff Aurora, das Besucherzentrum Andøya Space Center. Zwei Kurzfilme und eine kleine Ausstellung vermitteln Wissenswertes zum Thema Aurora Borealis sowie zu der Geschichte und den Zukunftsplänen des Raketenstartplatzes Andøya. Ein Versuchsaufbau der Terrella veranschaulicht die Entstehung des Nordlichts, Jahrhunderte alte Aufzeichnungen geben Einblick in die frühe Nordlicht-Forschung, Ausstellungsobjekte demonstrieren den Einsatz und die Arbeitsweise von Forschungsraketen und vieles mehr. Klein, aber nett, besonders für Kinder.