Die Straße nach Nyksund
Wer Nyksund besuchen will, cruist im Sommer wie im Winter mit dem Wagen zwischen nackten Bergen und rauer See an der Westküste Langøyas entlang. Seit 1961 ist der Damm fertiggestellt, über den die Zufahrtsstraße mitten in das Anfang der 70er Jahre vollständig verlassene Fischerdorf führt.
20 Einwohner und bis zu 40 Touristen sollen heute laut Wikipedia hier leben. Wir begegnen an diesem Tag zwei davon: einem alten Herrn, der scheinbar über Jahrzehnte hinweg den ausgemusterten Hausstand der Gegend eingesammelt hat und ihn in seinem bis in den letzten Winkel gefüllten, kleinen Museumsladen ausstellt oder auch verkauft und einem jüngeren Mann, der an einem aufgebockten Bootsmotor werkelt. Im Winter ist der ausgestorbene Ort offenbar noch ausgestorbener.
Neues Leben
Am Kai verfallen die Hafengebäude, wenn sie nicht das Glück haben, von einem idealistischen Aussteiger zu einem B&B oder ähnlichem umgebaut zu werden. Denn tatsächlich kehren seit den 90er Jahren wieder Menschen in den verlassenen Fischerort zurück. Es gibt liebevoll restaurierte Übernachtungsmöglichkeiten, das renommierte Gasthaus Nyksund Ekspedisjonen, Häuser, die noch den Charme vergangener Zeiten versprühen und sogar vereinzelt moderne Neubauten, die auf einem der Felsen, die den Hafen umgeben, Wind und Wetter trotzen und ihren Bewohnern eine atemraubende Aussicht auf das Meer hinaus schenken.
Hafenrundflug
Die Meeresbrise scheint heute fliegbar zu sein und wir starten unsere Drohne. Im Tiefflug summt sie die Hafenfront entlang, rauf und wieder runter, und dann über den Damm hinweg, der den Nyksunder Hafen schützt, hinaus aufs offene Meer.
Beeindruckende Naturkulisse
Wir erleben Nyksund als bezaubernden Ort zwischen Nostalgie und Aufbruchstimmung. Seine zaghafte Renaissance können wir sehr gut nachvollziehen. Denn auch uns zieht die überwältigende Schönheit der ungezähmten Natur in seinen Bann: die weißen Gischtwolken über dem tiefblauem Meer, die Felsbrocken, die wie zufällig verstreut im Fjord liegen, das Kreischen der Möwen in Erwartung des nächsten Fischhappens und als ruhender Pol inmitten der aufgewühlten Naturkulisse die Berge.
Der Lauf der Zeit
Die Blütezeit des Ortes begann ab etwa 1860 mit dem winterlichen Heringsfang. Um das Jahr 1900 war Nyksund und seine reichen Fischgründe mit rund 250 ständigen Einwohnern das damals zweitgrößte Fischerdorf Vesterålens. 1960 wurde endlich auch die Straßenverbindung nach Nyksund fertig gestellt, das bis dahin nur auf dem Seeweg oder zu Fuß erreichbar war.
Mit Aufkommen größerer und motorisierter Fischereiboote wanderten jedoch nach und nach in Nyksund ansässige Fischer in andere Orte ab. Anfang der 1970er Jahre war Nyksund vorübergehend vollkommen verlassen. Erst das Nyksund-Projekt der TU Berlin bringt mit der Errichtung einer internationale Jugendbegegnungsstätte die Wende, sodass ab den 90er Jahren auch Einheimische neu motiviert an den Wiederaufbau des Ortes gehen.